Groß-Gerau überrollt?

Im Verkehrsbereich soll Deutschland bis 2030 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. So sieht es der Klimaschutzplan der Bundesregierung vor, der Ende des Jahres zum Klimaschutzgesetz werden soll.
Gut 79,1 % des Personenverkehrsaufwandes gehen auf den motorisierten Individualverkehr zurück. Der Schienenverkehr hat dagegen nur einen Anteil von 8,3 %, der öffentliche Straßenpersonenverkehr von 6,7 % und der Luftverkehr von bloß knapp 6 %.

https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/mobilitaet-privater-haushalte#verkehrsaufwand-im-personentransport

Fakt ist, dass die deutschen Straßen schon jetzt an ihre Belastungsgrenze stoßen – auch in Groß-Gerau.
Dennoch steigt die Anzahl der PKWs pro Haushalt weiter an. Mobilität und Verkehr sind Ausdruckeiner modernen Gesellschaft. Job, Familie, Freizeit – in der schnelllebigen Welt des 21. Jahrhunderts gehört das ständige Pendeln schlichtweg dazu.

Freiheit durch Mobilität vs. Klimaschutz – Eine unlösbare Aufgabe?

Während die Politik fleißig mit innovationsträchtigen Alternativen aufwartet, bleibt der Bürger gern alten Gewohnheiten treu.  Car-Sharing, E-Roller und Seilbahnenwurden jüngst allzu oft als Lösung zum Verkehrsproblem angepriesen. Die Praxis offenbart– zumindest im ländlichen und kleinstädtischen Bereich –   ein ernüchterndes Ergebnis. Für kaum einen Bürger gehört das Angebot an Ersatzmobilität zum Alltag. Über Gelegenheitsnutzungen hinaus scheint eine Nachfrage noch nicht zu bestehen.

Veränderung fängt stets im Kopf an; es bedarf dafür allerdings attraktiver Anstöße. In Groß-Gerau müssen das aber andere sein als in München, Frankfurt oder Berlin. Während E-Roller in der Innenstadt für Erleichterung sorgen können, bedarf es gerade in den Stadtteilen anderer Lösungen.

Der Verzicht auf das eigene Auto muss noch tragbar, sprich verhältnismäßig sein. Der tägliche Arbeitsweg darf nicht zur mehrstündigen Tortur, die Fahrt zum Wocheneinkauf kein Tagesauflug werden.

Erster Ansatzpunkt muss daher dieAusweitung des ÖPNV-Netzes sein. Ein halbstunden Takt im Busverkehr entspricht in keiner Weise mehr den Anforderungen einer flexiblen Alltagsgestaltung. Bus- und Schienenverkehr müssen besser aufeinander abgestimmt; Übergänge barrierefrei gestaltet werden.

Und dann? Radverkehr! Während moderne Alternativen noch wenig Ansinnen in der Bevölkerung finden, wird das Rad wieder zum Trend. Groß-Gerau muss künftig ein lückenloses, sicheres und hochwertiges Radwegenetz inklusive entsprechender Abstellmöglichkeiten bieten.

Die SPD-Fraktion hat bereits vor vielen Monaten die Mehrheit des Parlaments davon überzeugen können, die Anschaffung von Mietfahrrädern zu forcieren. Eine Umsetzung durch die Verwaltung lässt leider – wie so oft – auf sich warten.

Das Warten ist generell zum Problem geworden. Die Schnelllebigkeit macht uns alle schrecklich ungeduldig. Der moderne Mensch zieht es heute vor, sein tägliches Allerlei bequem und schnell übers Internet zu bestellen. Mit der Folge eines erhöhten Verkehrsaufkommens durch Logistik. Da haben wir es wieder: Veränderung fängt im Kopf an!

Als Stadt müssen wir trotz bestellwütiger Amazon und Co.-Anhänger die Ansiedlung weiterer Logistikunternehmen verhindern. Während ein LKW nach dem Anderen an uns vorbeirollt, wird weder die Stadtkasse erheblich aufgebessert noch die Anzahl der Arbeitsplätze signifikant erhöht. Stattdessen bleiben kaputte Straßen, die unter der Schwerlast wortwörtlich zusammenbrechen und Lärm. Lärm, der heimelige Dörfchen zu dröhnenden Durchfahrtsorten degradiert. Die LKW-Durchfahrtsstrecken in Wallerstädten und Dornheim müssen daher endlich besser kontrolliert und noch stärker eingeschränkt werden!

Alles in Allem ist es so wie immer: Unlösbare Aufgaben gibt es nicht. Aber gangbare Lösungen brauchen Zeit, Mut und vor Allem Veränderungsbereitschaft.

Wir wollen zukunftsorientierte, generationsübergreifende und umsetzbare Verkehrspolitik betreiben ohne uns in leeren Versprechungen zu verlieren. Daher freuen wir uns immer über Anregungen und Feedback.

Ihre SPD Groß-Gerau